Wir wollen frei sein – Mädchen fühlen sich sicher!

Frei von neugierigen Blicken anderer, frei von der Aufsicht ihrer Eltern oder anderer Erwachsener und frei davon, von Jungs angesprochen zu werden. Mädchen wollen frei sein. Mädchen wollen Nischen – Rückzugsorte –, die sie einladen zum Verweilen und zum Austauschen mit anderen Mädchen. Sie wollen geschützte Orte im öffentlichen Raum mit Sitzgelegenheiten, die persönliche Gespräche unterstützen.

Wir diskutieren oft über Sicherheit und hoffen, diese für alle zu gewährleisten, indem wir Angsträume minimieren oder gar nicht erst entstehen lassen. Daher leuchten wir alles gut aus. Wir gestalten alles weitgehend übersichtlich, reduzieren Sträucher und Hecken oder lassen sie ganz weg, sodass alles schön einsehbar bleibt. Mancherorts wird bereits durch Kameras rund um die Uhr beobachtet. Damit wollen wir Sicherheit erzeugen – und laden gleichzeitig Gruppen aus, die dann nicht mehr raus kommen.

Im 14. Bezirk wurde nachgefragt und beobachtet, um mehr über die Bedürfnisse der Mädchen von ihnen direkt zu erfahren. Eine Rückmeldung hat Kiddy & Co. und Social Identity Research, die die Sozialraumanalyse „Mädchen im öffentlichen Raum“ erstellt haben, überrascht:

Das subjektive Unsicherheitsgefühl bei Mädchen und die Zuschreibung des Öffentlichen Raums als Angstraum ist (überraschend) unterrepräsentiert.

Subjektives Sicherheitsgefühl ist persönliches Empfinden und damit sehr individuell. Was lässt uns in unserer Stadt sicher fühlen? Niedrige Kriminalitätsraten, Überwachungskameras und eine hohe Präsenz der Polizei? Oder ist es ein gut erhaltenes und sauberes Umfeld? Die Broken-Window-Theory – die Theorie der eingeschlagenen Fensterscheiben ist vielfach belegt. Sie besagt: dort, wo wir Orte herunterkommen lassen, wo sich niemand mehr zu kümmern scheint, steigen die Kriminalitätsraten.

Wien ist ordentlich und sauber und hat wenig Kriminalität. Und das ist ein wichtiges Fundament der gefühlten Lebensqualität in dieser Stadt. Ein gutes Gefühl und Sicherheit gibt uns den Raum, weitere Bedürfnisse herauszufinden und auszuleben. Für die Mädchen in Penzing sind es (vor Blicken) geschützte Rückzugsorte, kommunikationsfreundliche Bereiche also, mit geeigneten Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum. Sonst halten sie sich dort nicht auf. Frei zugängliche Orte für Begegnung also, Orte, die unterstützen, dass wir uns als Menschen verbinden, weil wir in Kontakt treten und uns persönlich austauschen. Zugehörigkeit, das Gefühl, Teil einer Gruppe zu sein, gibt uns allen Sicherheit!

Dieser Beitrag ist im April 2019 auf #kommraus – Forum Öffentlicher Raum erschienen.

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