Radfahren – üben & prüfen

Dieser Beitrag ist Teil des Projektes »FreiRad«.

Radfahrkompetenz und Regelwissen: Angebote zum Lernen, Üben und Prüfen in der DACH-Region, Niederlande und Slowenien – eine Recherche. – wird weiter ergänzt

In der Schweiz, Deutschland und den Niederlanden gibt es eine Plattform mit allen Infos und interaktivem Übungsangebot und zusätzlich in den Niederlanden drei nationale Termine für die theoretische Prüfung. In Österreich gibt es verschiedene Broschüren, von diversen Akteur:innen. Zudem findet in der Schweiz und in den Niederlanden die praktische Prüfung im Straßenverkehr statt – dazu gibt es Pläne, Infos und Videos zur Route zum Vorbereiten auf der bundesweiten Plattform. Bei Bestehen erhalten die Kinder in den Niederlanden ihr Verkehrsdiplom, in Österreich einen Radfahrerausweis.

(AT) Freiwillige Radfahrprüfung

In Österreich ist die Radfahrausbildung und die zugehörige Prüfung freiwillig: Sie wird teils flächendeckend durchgeführt, teils hängt sie von engagierten Lehrer:innen ab. Übungen stellt das österreichische Jugendrotkreuz bereit, die das Bildungsministerium empfiehlt.

Gesetzliche Grundlage für die Freiwillige Radfahrprüfung ist der § 65 Abs. 2 StVO 1960, Straßenverkehrordnung: Erfolgreich abgelegt dürfen Kinder damit ab 10 Jahren allein Radfahren – ohne erst mit 12 Jahren.

Das Ziel der Abnahme der praktischen Radfahrprüfung ist der eindeutige Nachweis, dass der Schüler/die Schülerin im Straßenverkehr unter Anwendung der Verkehrsregeln eigenverantwortlich und situationsangepasst handeln kann.

Daher sollte die praktische Radfahrprüfung unter Berücksichtigung der lokalen Verhältnisse in der Verkehrswirklichkeit (bzw. in einer verkehrsberuhigten Zone) abgenommen werden. Das bedingt, dass auch schon die praktische Vorbereitung neben dem Einüben von Verhaltensmustern im Schonraum und auf verkehrsberuhigten Strecken ebenso Übungen in der Verkehrswirklichkeit umfassen sollte.

Bildungsministerium: Richtlinien zur Durchführung der freiwilligen Radfahrprüfung an Schulen (4./5. Schulstufe) – BMUKK-38.520/0022-I/6/2013

Die im Oktober 2016 erweiterte Richtlinie des BMBWF hatte auch bereits 2013 den Versicherungsschutz geregelt: Die Schüler:innen sind unfall- und haftpflichtversichert im Rahmen der Freiwilligen Radfahrprüfung.

Klimaaktiv mobil, des Klimaschutzministeriums, bietet in Kooperation mit Radfahrschulen kostenlose Radfahrkurse für Volksschulklassen an.

Broschüren & Lernmittel

(CH) Radfahrertest

In der Schweiz stehen online mit Radfahrertest Lernspiel, Lexikon und Test für Kinder bereit, erarbeitet von der AG VIN, der Arbeitsgruppe Bereich Verkehrsinstruktion, und der ACVS, der Arbeitsgemeinschaft der Chefs der Verkehrspolizeien der Schweiz und des Fürstentums Liechtenstein. Beispielsweise wird auf Radfahrertest von der Kantonspolizeit Schwyz der Termin für den nächsten Radtest bekannt gegeben, die Prüfungsroute als Plan und Video bereit gestellt, wie auch Grafik und Video zur Fahrradausrüstung.

Zum Vergleich in Zürich sind diese Infos auf der Stadt-Webseite zu finden: Bis ins Jahr 2013 wurde die Veloprüfung in Zürich durch eine eigene Kommission durchgeführt. Seit 2014 wird die Veloprüfung durch die Schulinstruktion der Stadtpolizei im Auftrag des städtischen Schulamtes organisiert.

In der Regel absolvieren die Kinder die Veloprüfung in der 5. Klasse. Die Veloprüfung wurde schweizweit harmonisiert, sie ist freiwillig, es wurde den Korps freigestellt, wie sie die Plattform Radfahrertest einsetzen. Wenn Kinder durchfallen, dürfen sie weiter Radfahren.

(D) Radfahrausbildung mit Prüfung im Lehrplan

Die Radfahrausbildung ist in der dritten und vierten Klasse vorgesehen und endet meist mit einer Prüfung: […] Diese Prüfung sollte aber nicht überschätzt werden. Die Ausbildung ist recht kurz. Oft werden im immer gleichen geschützten Raum – häufig sogar nur auf dem Schulhof oder in einer Halle – dieselben Standardsituationen geübt, die an der Realität des konkreten Schulwegs teilweise vorbeigehen.

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club, ADFC

In Deutschland wird seit 2015 die Radfahrausbildung mit digitalen Lernmitteln unterstützt – die Deutsche Verkehrswacht stellt diese in einem Portal bereit. Die Radfahrprüfung ist im Lehrplan für Sachunterricht der Länder verankert – beispielsweise durch Bekanntmachung vom 1. August 2003 in Bayern.

Ländersache Beispiel Bayern

Verantwortlich für die Radfahrausbildung ist die Schule, Schule und Polizei arbeiten eng zusammen. Praktische Radfahrübungen im Schonraum sind für die Jahrgangsstufen 2 und 3 vorgeschrieben. Die praktische Radfahrausbildung in der 4. Jahrgangsstufe erfolgt durch Verkehrserzieher:innen der Polizei in mobilen oder stationären Jugendverkehrsschulen – sie umfasst vier Übungseinheiten im Schonraum und eine Übungseinheit im Realverkehr, einschließlich der Prüfungseinheit. Eine Übungseinheit entspricht zwei Unterrichtseinheiten.

Zusätzlich vermittelt die Radfahrprüfung eine Sicherheitsillusion: Das Kind ist nun „geprüft“ und fit für alle Radfahrsituationen. Darauf bereitet die Radfahrausbildung aber nicht vor. Meist fehlt es an Zeit und Personal für gemeinsame Ausfahrten in kleinen Gruppen – um mit Kindern wichtige, ganz konkrete Verkehrssituationen zu erkunden. Diese Aufgabe ist nur zusammen mit den Eltern zu bewältigen.

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club, ADFC

(NL) Mobilitätsbildung beginnt im Kindergarten

Jedes Jahr im April machen die 12-jährigen Kinder die Radfahrprüfung – circa 200 000 Kinder jedes Jahr – die Prüfung gibt es seit 1935. Die Kinder haben teils Schulwege von bis zu 15 Kilometern, eine Strecke. Für die theoretische nationale Verkehrsprüfung gibt der »Veilig Verkeer Nederland«, Sicherer Verkehr Niederlande, drei Termine bekannt. Für die praktische Verkehrsprüfung gibt es keinen nationalen Termin, die Schulen und Organisator:innen legen den Termin in den Wochen nach der theoretischen Verkehrsprüfung fest. Bestehen sie, erhalten sie ihr Verkehrsdiplom.

Die Mobilitätsbildung beginnt bereits im Kindergarten mit Bobby Cars, dann in der Volksschule mit Spielzeug-Autos. Die Kinder werden für gewöhnlich mit 4 Jahren in die Grundschule eingeschult, die Verkehrsprüfung findet in der 7 und 8 Klasse statt.

Bei der praktischen Prüfung absolvieren die Kinder eine circa 6 Kilometer lange Route mit unterschiedlichen Situationen: Einbahnen, Straße mit Autos, Radwege, Kreisverkehr, und so weiter – entlang des Weges stehen Prüfer:innen, die Kinder tragen Signalwesten mit Nummern.

Mit der Fietsenbank werden Menschen mit wenig Geld, also Mindestlohnbezug, unterstützt: Sie erhalten kostenlos Fahrräder. Für Kinder gibt es den Kinderfahrradplan, den Kinderfietsenplan, hier werden alte Fahrräder hergerichtet und gratis an 8-18 Jährige weitergegeben.

(SLO) Alle lernen Radfahren

Das Nationale Amt für das Schulwesen regelt:

  • die Vorbereitung (theoretisch, praktisch am Geschicklichkeits-/Parcours und praktisch im Verkehrsraum);
  • die Prüfung aller (theoretisch, praktisch am Geschicklichkeits-/Parcours und praktisch im Verkehrsraum);
  • den detaillierten, fertigkeitsbezogenen Punktekatalog für die Prüfung.

Die Vorbereitung und Prüfung erfolgt für alle Grundschüler:innen in der 4. und/oder 5. Schulstufe (Modell der Gesamtschule über 8 Jahre). Dabei sind eigene Vorkehrungen zu treffen, um dies auch Kindern mit besonderen Bedürfnissen zu ermöglichen.

Der Radfahrausweis ist ein amtliches Dokument und von den Kindern zwischen dem 8. und 14. Lebensjahr beim Radfahren bei sich zu tragen. Die zentrale Institution für die Vorbereitung (im Unterricht), Abwicklung, Ausweisausstellung und Unterlagenarchivierung ist die Grundschule.

Während das Gesetz ein Ablegen der Prüfung ab dem 8. Lebensjahr erlaubt, empfiehlt das Amt für Schulwesen, dies erst mit dem 10. Lebensjahr zu tun. Vor der praktischen Vorbereitung ist verpflichtend das Rad des Kindes zu überprüfen und die erforderliche Funktionsfähigkeit zu protokollieren als auch mit einem Aufkleber auf dem Rad selbst kenntlich zu machen. Bei der Fahrvorbereitung und der praktischen Prüfung müssen die Kinder eine Warnweste tragen. Der Geschicklichkeitsparcours muss den Anforderungen der Nationalen Agentur für Verkehrssicherheit genügen. Der theoretische Prüfungsteil erfolgt zentral auf der Webseite »Kolesar«, Radfahrer:in.

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